Schlüsselfragen des NFS Bildkritik

An Bildern entzünden sich Auseinandersetzungen, die zentral für die Selbstbeschreibung unserer Gesellschaft sind.

«Ubiquität der Bilder», «digitale Bilderflut», «Spektakel», «Krieg der Bilder», aber auch positiv konnotierte Schlagwörter wie «Kommunikation durch Bilder», «Wissensbilder», «Begehren der Bilder» oder «Bilder als Akteure» sorgen für Diskussionen und werden vielfach als Schlüsselbegriffe unserer Gegenwart gehandelt. Mit ihnen gehen sowohl Ängste als auch Versprechungen einher, die unter anderem die Zukunft der Erziehung, des Wissens, der Schriftkultur, der Künste, aber auch politischer und wirtschaftlicher Entscheidungsprozesse betreffen.

Diese ambivalente Faszination der Bilder ist ein Anzeichen dafür, dass die Frage nach der Bedeutung und Macht der Bilder an Dringlichkeit nur zugenommen hat. Die wichtigste Aufgabe des NFS besteht darin, die Konjunktur der Bilder, wie sie für unsere Gesellschaft kennzeichnend ist, einer kritischen Reflexion zu unterziehen: In erster Linie durch wissenschaftliche Forschung, die sich den spezifischen empirischen und historischen Bedingtheiten von Bildern widmet und zugleich die theoretische Grundlagenarbeit einer Bildkritik vorantreibt, aber auch in praktischer Hinsicht, insofern es das Ziel einer fundierten Bildkompetenz sein muss, mit der Vielfalt der Bilder nicht nur intellektuell oder in historischer Perspektive, sondern auch politisch, praktisch und künstlerisch umzugehen.

Die Aufgabe des NFS besteht nicht zuletzt in einer Kritik der Hypostasierungen des Bildes, sei es negativ zu einer ubiquitären und nivellierenden Macht, sei es positiv zu einem Quasi-Subjekt, dem Wünsche und Handlungen zugeschrieben werden. Der NFS leistet dies zum einen, indem er die Arbeit unterschiedlicher Disziplinen bündelt, die unter je eigenen Prämissen die Vielfalt der Herstellung und des Erscheinens, des Gebrauchs und der Kontexte von Bildern erforschen; und zum anderen dadurch, dass die gemeinsame theoretische Reflexion – seit Anbeginn eine Kernkompetenz des NFS – dieses Zusammenspiel der disziplinären Perspektiven moderiert und auf neue Problemfelder hin öffnet. Bildkritik heisst daher auch, die Bedingungen der Möglichkeit herauszuarbeiten, welche die verschiedenen Disziplinen in die Lage versetzen, das Bild und die Bilder als gemeinsames Forschungsobjekt in den Blick zu nehmen.

In der Praxis der interdisziplinären Forschung des NFS haben sich zwei Perspektiven etabliert, eine interne und eine externe. Der internen Perspektive auf das Bild entsprechen ästhetische, phänomenologische und semiotische Zugänge. Sie nehmen das Erscheinen des Bildes, dessen innere Struktur und Zeitlichkeit in den Blick. Die externe Perspektive hingegen fusst auf historischen und sozialwissenschaftlichen Methoden und zielt auf die diskursiven, apparativen und sozialen Bedingungen von Bildern. Die beteiligten Disziplinen und einzelnen Projekte handhaben diese Kombination von externer und interner Perspektive auf je unterschiedliche Weise. Die vielfältigen Formen der Zusammenarbeit innerhalb des NFS ermöglichen eine Kombination und Durchdringung beider Perspektiven, die dem Projekt seine besondere Innovationskraft verleiht.